Sarrazins Weihnachtsbescherung   Pünktlich zum Weihnachtsfest hat uns Thilo Sarrazin noch einen schönen Artikel beschert. In einem langen Aufmacher des Weihnachts-Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lässt der Autor des erfolgreichsten Sachbuches der Nachkriegszeit noch einmal die Ereignisse rund um diese Publikation Revue passieren.

(Von Bernd Gebhardt)

Dabei wird die ganze Erbärmlichkeit jenes Politpersonals noch einmal deutlich, das unser Land ins Unglück zu steuern offenbar wild entschlossen ist:

• Eine Bundeskanzlerin, die “Deutschland schafft sich ab” zwar nicht gelesen hat, aber die Vernichtung der bürgerlichen Existenz des Autors gleichwohl betreibt;

• ein Bundespräsident, der als thumber Tor hinter seiner Herrin herstolpert, ohne die rechtlichen Folgen zu bedenken.

Und so weiter und so fort: Wohin man im polit-medialen Raum schaut, überall Voreingenommenheit, geistige Unterbelichtung, 3-Affen-Mentalität. Wer wissen wollte, was an Sarrazins Thesen wirklich dran ist, konnte das am 7. September 2010 in einem FAZ-Artikel der beiden Entwicklungspsychologen Rindermann und Rost nachlesen, deren Forschungsarbeiten zu den wichtigsten Quellen Thilo Sarrazins gehörten. Deren Fazit:

Sarrazins Thesen sind … im Großen und Ganzen mit dem Kenntnisstand der modernen psychologischen Forschung vereinbar. … Massive Fehlinterpretationen haben wir … nicht gefunden.

Wenn die Fakten also stimmen, warum dann dieser Hass auf seiten der polit-medialen Herrscherkaste? Sarrazin hält sich mit einer Antwort zurück, aber wir können mal einen Versuch wagen. Einen Hinweis liefert das Publikum, die Beherrschten also, die in ihrer Meinung Unterdrückten, die jubelnd aufatmen, daß einer von “denen da oben” sich mal vorwagt und Fehlentwicklungen anspricht, die die Mehrheit des “deutschen Volkes” (laut Verfassung der Souverän) schon lange erkannt hat, die anzusprechen aber ein mit schwersten Sozialstrafen bewehrtes Tabu war. Hier funktioniert unsere Demokratie also schon lange nicht mehr, die von der freien Diskussion lebt. Entlarvend daher auch der Satz des stellvertr. ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen, den Sarrazin (ohne Namensnennung) zitiert:

“Sarrazin verlässt den Konsens dieser Demokratie.”

Gemeint ist der Konsens der Abschaffer und Opportunisten, deren “kriecherische Feigheit” in Sarrazin nur noch eine Empfindung weckt: abgrundtiefe Verachtung.
Und so geht es wohl den meisten von uns. Wir wollen die Abschaffer abschaffen, nicht aber Deutschland. Und da liegt das Problem. Sarrazin will und kann keine Politik machen – und eine breite politische Gegenbewegung gegen das Kartell der Herrschenden ist (noch) nicht in Sicht.

“Mit ein bisschen Michael Kohlhaas im Blut hätte ich eine Staatskrise herbeiführen können.”

Ach Thilo, hättest Du doch diese Krise ausgelöst! Dann wären die Karten womöglich neu gemischt worden. Vielleicht hätte dieser Staat auch sein wahres Gesicht als totalitäre Scheindemokratie gezeigt. So aber konnte ein törichter Bundespräsident weiterstolpern, den Islam entgegen dem Bevölkerungswillen einbürgern und mit falsch verstandenen Goethe-Versen auf den Lippen vor den türkischen Herrschern kratzbuckeln.

Über die widerwärtigen Figuren, die sich anmaßen, den Volkswillen ignorieren zu dürfen, schreibt Sarrazin abschließend:

“Die Politik blieb nicht unbeeindruckt, sie hat eine gewisse Betriebsamkeit an den Tag gelegt. Manches starke Wort der letzten vier Monate wäre ohne mein Buch wohl ungesagt geblieben. Aber über Worte ging es bislang eben nicht hinaus, in der Sache hat sich noch gar nichts geändert. Viele Politiker warten offenbar darauf, dass die durch das Buch ausgelöste Resonanz im Windschatten der nächsten Aufregung verschwindet. Mag sein, dass sie sich täuschen, für ein Resümee ist es noch zu früh.”

Packen wir es also an, das Thema so lange nicht mehr aus der öffentlichen Diskussion zu entlassen, so lange die Abschaffer nicht abgeschafft sind.

Hier Sarrazins FAZ-Weihnachtsbescherung in voller Länge:

Ich hätte eine Staatskrise auslösen können

Soeben teilt mir der Verlag mit, dass sich mein Buch “Deutschland schafft sich ab” 1,2 Millionen Mal verkauft hat. Noch ist Zeit, es der Bundeskanzlerin und dem Bundespräsidenten unter den Weihnachtsbaum zu legen. Christian Wulff sollte man auch Goethes “West-östlichen Divan” schenken, damit er nicht mehr verharmlosend daraus zitiert. Goethe wusste vor zweihundert Jahren mehr vom Islam als unser Bundespräsident. Lektionen eines Jahres.

Oft werde ich gefragt, wie ich mich fühle als Autor eines gleichermaßen gefeierten wie geschmähten Sachbuchs, das in kurzer Zeit alle Verkaufsrekorde seit Erfindung der Verkaufsstatistik gebrochen hat. Die Antwort macht mich immer etwas ratlos: Ein Teil von mir platzt vor Autorenstolz, aber im Hintergrund mahnt eine Stimme, dass solche Verkaufszahlen nicht nur deshalb zustande kommen, weil ein Buch gut ist. Der Hass aus der politischen Klasse und einem Teil der Medien zielt ebenso wie die emotionale Zustimmung des überwiegenden Teils der Bürger offenbar auf denselben Sachverhalt: Ich habe etwas gesagt, das man aus der Sicht der einen keinesfalls denken geschweige denn sagen darf, und eben der Umstand, dass ich dies gesagt habe, löst die Begeisterung der anderen aus.

Alle Anzeichen deuten somit auf einen schweren Tabubruch hin. Nur worin soll der bestehen? Die von mir genannten Statistiken und Fakten hat keiner bestritten, mit der von mir zitierten Literatur hat sich, von wenigen Ausnahmen wie etwa dieser Zeitung abgesehen, kaum einer auseinandergesetzt, meine Sprache ist gemäßigt, beleidigt habe ich niemanden.

Die Bundeskanzlerin eröffnete den Reigen und setzte mein Buch auf den Index, so wie es früher die Heilige Inquisition tat, indem sie erklärte, das Buch sei “nicht hilfreich”, und sie werde es auch nicht lesen. An die Stelle des Scheiterhaufens trat nach ihrer Planung die Verbannung aus der Bundesbank, dazu forderte sie Präsident Weber öffentlich auf. Der frisch gewählte Bundespräsident stolperte eilfertig hinterher und bot seine Hilfe bei meiner Entlassung an, ohne vorher den Rechtsrat seiner Beamten einzuholen. Mit ein bisschen Michael Kohlhaas im Blut hätte ich eine Staatskrise herbeiführen können.

Der Berliner SPD-Landesvorsitzende Michael Müller nannte mein Buch “menschenverachtend”, der Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel sprach von einer “ungeheuren moralischen Entgleisung”. In der “taz” hieß ich “Sudel-Thilo”, die “Frankfurter Rundschau” nannte mich “Rattenfänger”, und ein stellvertretender Chefredakteur des öffentlich-rechtlichen Fernsehens setzte allem die Krone auf, indem er den Kommentar sprach: “Sarrazin verlässt den Konsens dieser Demokratie.”

Zum Unmaß dieser Reaktionen passt Goethes Wort aus dem “West-östlichen Divan”:

“Alle Menschen groß und klein

Sinnen sich ein Gewebe fein,

Wo sie mit ihrer Scheren Spitzen

Gar zierlich in der Mitte sitzen.

Wenn nun darein ein Besen fährt,

Sagen sie es sei unerhört,

Man habe den größten Palast zerstört.”

Mein Buch war offenbar solch ein Besen. Zehn Tage nach Beginn des Vorabdrucks und drei Tage nach dem Verkaufsbeginn war ich nach allen überkommenen Maßstäben der deutschen Republik nicht nur politisch tot, sondern auch bürgerlich ein Leichnam: Welche ehrenhafte Vorort-Dinnerparty würde so einen noch in ihren Reihen dulden wollen?

Da die Leute, die keine Bücher lesen, sehr wohl die Kommentare jener sehen, hören und lesen, die urteilen, ohne zu lesen, und sich von ihnen beeinflussen lassen, schien das öffentliche Urteil gesprochen, ohne dass das Buch wirklich bekannt war. Bei einem kleinen Verlag, der nicht schnell hätte nachdrucken können, wären mein Buch und ich damit erledigt gewesen; denn niemand mehr hätte das Buch kaufen können, um sich selbst von seinem Inhalt zu überzeugen. Die Deutsche Verlagsanstalt (DVA) aber überschwemmte nach einer Schrecksekunde, die circa vierzehn Tage dauerte, den Markt förmlich mit Büchern. So konnte sich die wachsende Zahl der Leser ein eigenes Urteil bilden und ein Gegengewicht in der öffentlichen Meinung aufbauen.

Gleichwohl hat die beispiellose Medienkampagne mit ihren verleumderischen Zügen einen Rufschaden bei einem Teil jener Zeitgenossen produziert, die sich für das Buch und seine Inhalte nicht weiter interessierten. Die Trendwende war aber nicht nur der schnellen Verbreitung des Buches geschuldet, sondern auch der überwältigenden Welle der öffentlichen Zustimmung, die alsbald durch die Leserbriefredaktionen der Zeitungen und die Internetforen schwappte.

Die Feinde in Politik und Medien schalteten zügig um: Nunmehr hatte ich zwar die richtigen Fragen angesprochen, aber auf die falsche Weise, indem ich Ängste schürte und, die Angst der Buchkäufer ausbeutend, durch steigende Verkaufszahlen noch schnöde mein Privatvermögen maximierte. Nur selten hat die Verbindung von Sozialneid und politischer Korrektheit einen ähnlich komischen Effekt gehabt.

Sorgen und Befürchtungen habe ich im Buch in der Tat angesprochen, nämlich meine eigenen; ihnen habe ich einen möglichst authentischen Ausdruck verliehen und dabei jene empirischen Belege dargestellt, die für mich selbst überzeugend waren. Dass so viele diese Sorgen und Befürchtungen teilen, war für mich und den Verlag gleichermaßen überraschend. Die erste Auflage des Buches lag bei 25 000, jede Verkaufszahl ab 50 000 hätte ich als großen Erfolg betrachtet.

Natürlich ließ mich die feindliche Aufnahme meines Buches in Politik und vielen Medien nicht unberührt. Immer wieder ging ich Passagen im Buch daraufhin durch, ob Fakten tendenziös dargestellt waren oder die Sprache kränkend war. Ich fand aber nichts. Zudem entdeckte ich allmählich, dass die härtesten Kritiker meines Buches am wenigsten darin gelesen hatten, dabei ganz dem Beispiel der Kanzlerin folgend. Ich entdeckte viel Opportunismus: Wer in der CDU äußerte sich noch offen, nachdem die Kanzlerin ihr Verdikt geliefert hatte? Wer widersprach im SPD-Bundesvorstand dem Ausschlussantrag? Niemand, Peer Steinbrück enthielt sich immerhin.

Zornig war ich nur kurze Zeit. Dazu war das Verhalten jener Kritiker in Politik und Medien, die verurteilten, ohne gelesen zu haben, zu lächerlich. Stattdessen machte sich Verachtung in mir breit. Diese Verachtung sitzt mittlerweile tief. In Politik und Medien gibt es nach meiner Überzeugung heute keineswegs mehr, sondern eher weniger Zivilcourage und wirklich unabhängiges Denken als in der Weimarer Republik oder in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik. Weh uns, wenn sich die Verhältnisse, in denen wir uns so behaglich und selbstgerecht aufgehoben fühlen, einmal zu unseren Ungunsten ändern sollten. Wir werden uns dann wundern über den überbordenden Opportunismus und die kriecherische Feigheit rings um uns.

Die wachsende Zustimmung für mich und mein Buch kam auch aus der Wahrnehmung, dass ich bekämpft wurde, weil ich in einigen Fragen das von vielen Bürgern wahrgenommene Kartell der politischen Korrektheit verließ, und aus der Erleichterung, dass es durch mein Buch möglich wurde, Fragen anzusprechen, die für lange Zeit im politischen Diskurs gesperrt schienen. Diese Erleichterung und die damit verbundene Zustimmung für mein Buch ziehen sich übrigens quer durch alle Bildungsschichten, Altersgruppen und parteipolitischen Richtungen.

Dass der Bundespräsident genau wie die Bundeskanzlerin mein Buch nicht gelesen hat, steht zu vermuten. Dass Christian Wulff den “West-östlichen Divan” nicht kennt, scheint ziemlich sicher. Das von ihm bei seinem Türkei-Besuch verwendete Goethe-Zitat:

“Gottes ist der Orient,

Gottes ist der Okzident.

Nord- und südliches Gelände

Ruht im Frieden seiner Hände.”

ist nämlich eine freie Übersetzung der zweiten Sure des Koran. Übersetzt man Gott mit Allah, dann ist dieses Zitat Ausdruck des umfassenden Machtanspruchs des Islam. Wie lebendig und fruchtbar, vielleicht aber auch atmosphärisch belastend wäre das Gespräch des Bundespräsidenten mit Staatspräsident Gül und Ministerpräsident Erdogan geworden, wenn er die folgenden Bemerkungen Goethes aus seinen “Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des west-östlichen Divan” zitiert hätte? Goethe sagt dort: “Der Stil des Koran ist seinem Inhalt und Zweck gemäß streng, groß, furchtbar”, und, etwas später: Die muslimische Religion lässt “ihren Bekenner nicht aus einer dumpfen Beschränktheit heraus”. Der hellsichtige Goethe spielte ästhetisch und ironisch mit dem Islam, aber von der totalitären Gefahr dieser Religion verstand er vor zweihundert Jahren mehr als heute die Redenschreiber unseres Bundespräsidenten. Wie schön wäre es, wenn unsere politischen Führer nicht nur über die Halbbildung ihrer Redenschreiber, sondern über eigene Bildung verfügten!

In den vergangenen Monaten bin ich zu vielen Lesungen und Veranstaltungen quer durch die Republik gereist. Jede Veranstaltung, egal, ob der Saal zweihundert oder neunhundert Gäste fasste, war ausverkauft. Das Publikum kam aus allen Altersgruppen, überraschend war immer wieder der hohe Anteil junger Menschen. Überall, auf Bahnsteigen, in Zügen, auf der Straße werde ich angesprochen. Stets der fast schon rührende Dank für das Buch. Egal, wie man zu seinem Inhalt steht, das Buch hat offenbar ein tiefsitzendes emotionales Bedürfnis erfüllt. Und zu den großen Fans zählen eben nicht zuerst frustrierte Mittsechziger, denen per se unterstellt wird, sie verstünden die Welt nicht mehr. Es sind vielmehr die Jugend und die jüngeren Jahrgänge, darunter erstaunlich viele Kinder von Einwanderern. Hier einige Beispiele aus der Fülle von Begegnungen:

Die junge Frau indischer Herkunft, die mich an einem nebligen Novembermorgen auf dem Bahnsteig in Mannheim ansprach: Sie mache gerade das juristische Staatsexamen, ihre Eltern seien vor dreißig Jahren nach Deutschland gekommen, und die ganze Familie meine, ich hätte völlig recht.

Der türkische Taxifahrer, der mich nachts vom Bahnhof Spandau nach Hause fuhr. Bei der Ankunft stieg er aus, berührte meinen Oberarm, schüttelte mir die Hand und sagte “Gut gemacht”.

Die junge Zugbegleiterin, die mir im ICE einen Kaffee brachte und sagte: “Den gebe ich Ihnen aus als Dank für das Buch.” Es stellte sich heraus, dass ihr Vater aus Persien eingewandert ist.

Der junge Mann, der kürzlich vor meiner Haustür wartete und dort schon geraume Zeit in der Kälte stand. Er wollte sein Buch von mir signieren lassen. Er war Jurist, seine Eltern waren aus Persien eingewandert.

Der junge Polizist, der mich am Frankfurter Hauptbahnhof ansprach und mich bat zu warten: Er eilte in die Buchhandlung und kam mit drei Büchern heraus, die ich bitte signieren solle – eins für seinen Chef, eines für ihn und eins für einen Kollegen.

Die Frau um die fünfzig, die mich in Berlin auf der Kurfürstenstraße ansprach. Sie sei Lehrerin in Kreuzberg, und es sei genauso, wie ich es beschrieben habe.

Der Hauptschullehrer aus Mainz, der mich auf der Frankfurter Buchmesse ansprach. Er sei an einer Schule in der Mainzer Nordstadt, und es werde immer schlimmer.

Die Berufsberaterin der Arbeitsagentur, die sich in Sindelfingen mein Buch signieren ließ. Ich solle mich nur nicht irre machen lassen, sie könne alles bestätigen.

Der deutsche Taxifahrer, der mich in Duisburg zum Bahnhof fuhr. Er erzählte: “Die meisten Taxikonzessionen in Duisburg gehen mittlerweile an Türken, die bieten die höchsten Preise. Und im Duisburger Taxifunk wünscht man den Taxifahrern mittlerweile alles Gute zum Opferfest anstatt zu den Weihnachtstagen.”

Der persische Taxifahrer in Köln, gelernter Ingenieur, der 1980 aus Iran geflohen war. Wir sprachen über seine Enkeltochter, über das schreckliche Regime in seiner Heimat und über die Gefahren des fundamentalen Islam.

Es gab auch den türkisch- oder arabischstämmigen Achtzehnjährigen, der mich im Zug nach Speyer sah und nur sagte: “Ah, der Sarrazin”. Als er unterwegs ausstieg, schlug er von außen mit der Faust gegen die Fensterscheibe und zeigte mir den Stinkefinger. Aber das war die absolute Ausnahme. 99 Prozent aller für mich wahrnehmbaren Reaktionen sind positiv. Endlos ist die Zahl der Schüler, die sich unterwegs mit mir fotografieren lassen wollen, und endlos die Zahl der Autogramme, die ich auf Bahnsteigen und in Zügen immer wieder geben muss.

Persönliche Erlebnisse sind subjektiv; wirkmächtig sind sie gleichwohl, und sie passen zum Bild, das die Umfragen zeichnen. Die Politik blieb nicht unbeeindruckt, sie hat eine gewisse Betriebsamkeit an den Tag gelegt. Manches starke Wort der letzten vier Monate wäre ohne mein Buch wohl ungesagt geblieben. Aber über Worte ging es bislang eben nicht hinaus, in der Sache hat sich noch gar nichts geändert. Viele Politiker warten offenbar darauf, dass die durch das Buch ausgelöste Resonanz im Windschatten der nächsten Aufregung verschwindet. Mag sein, dass sie sich täuschen, für ein Resümee ist es noch zu früh.
Der frisch gewählte Bundespräsident stolperte eilfertig hinterher und bot seine Hilfe bei meiner Entlassung an, ohne den Rechtsrat seiner Beamten einzuholen.

Wie schön wäre es, wenn unsere politischen Führer nicht nur über die Halbbildung ihrer Redenschreiber, sondern über eigene Bildung verfügten!

Zehn Tage nach Beginn des Vorabdrucks und drei Tage nach dem Verkaufsbeginn war ich nach allen überkommenen Maßstäben der deutschen Republik nicht nur politisch tot, sondern auch bürgerlich ein Leichnam.