Wofür es sich zu kämpfen lohnt!   Mathias Döpfners Artikel “Der Westen und das höhnische Lachen der Islamisten” ist von bemerkenswerter Länge – und von beachtlicher Qualität. Dabei benennt er nicht nur eindeutig die Bedrohung durch den Islam, sondern stellt auch die Frage, inwieweit sich der Westen beim Umgang mit dieser Bedrohung selber im Wege steht. Dass dem so ist, kann man nicht zu guter Letzt auch daran erkennen, wie selbst hier bei PI verschiedene Gruppen um die Deutungshoheit streiten. Zeit also, sich zu besinnen: Wofür es sich zu kämpfen lohnt! Und wie. Und wie nicht.

(Ein Appell an die PI-Community von Frank Furter)

Wenn in einem Welt-Online-Artikel der Satz „Wehret den Anfängen“ in Zusammenhang mit dem Islam auftaucht, dann darf man mit Fug und Recht behaupten: PI wird salonfähig, die Ächtung von Islamkritik scheint zunehmend überwunden. Immer mehr Menschen sehen das Unübersehbare und trauen sich, es auszusprechen; Thilo Sarrazin sei Dank, daran besteht kein Zweifel.

Der Islam entwickelt sich zum Nationalsozialismus des 21. Jahrhunderts. Die Zeit, die nun anbricht, wird von größter Bedeutung für die Freiheit der Menschen im Westen sein. Denn entschieden ist der Krieg der Kulturen noch lange nicht. Aber es ist überfällig, dass auch in den Mainstreammedien erkannt wird, dass dieser Krieg schon längst begonnen hat.

Wer jedoch nur gegen etwas kämpft, läuft Gefahr, das Gute aus den Augen zu verlieren, wenn Wut und Hass auf den Gegner die eigene Identität bestimmen. Umso wichtiger also, sich zu besinnen, wofür man kämpft. Mathias Döpfner hat vollkommen recht, wenn er schreibt, dass unsere Gesellschaft eine individualistische ist, eine säkulare, eine moderne, kurzum, eine freie, die von dem gegenteiligen Gesellschaftstyp bedroht wird: einer kollektiven, streng-religiösen, unmodernen, unfreien. Doch absurderweise liegt genau hier das Dilemma des Westens: sein Pluralismus, seine Freiheit, seine Rechtsstaatlichkeit, sein Bestreben nach moralisch korrektem Handeln werden ihm zum strategischen Nachteil; der Gegner sieht darin eine Schwäche, die er auszunutzen versucht.

Eine Lösung für dieses Dilemma ist nicht in Sicht. Opfert der Westen ebenjene Werte, die es zu verteidigen gilt, läuft er Gefahr, selber wieder in jenen Irrsinn zu verfallen, den er im 20. Jahrhundert mit größter Müh und Not überwunden hat, und der nun im orientalischen Gewand zum Angriff auf ihn bläst. Ein Ansatz kann also nur darin bestehen, sich der Werte zu besinnen, die es zu verteidigen gilt, und die Stärken zu nutzen, die sich daraus ergeben.

Um diesen essenziellen Punkt dreht sich auch manche Diskussion im Kommentarbereich bei PI – manchmal sogar dann, wenn es im betreffenden Artikel um ganz andere Dinge geht. Dabei zeichnet sich schon seit langem eine Lagerbildung ab, die tatsächlich weit über PI hinausgeht, und auf das gesamte Spektrum islamkritischer und pro-westlicher Kräfte zuzutreffen scheint.

Da sind auf der einen Seite vornehmlich Atheisten, die meinen, das Problem sei bereits in der Religion an sich begründet. Auch das Christentum habe in seiner Historie manch scheußlich-rechtelose Epoche zu verantworten, und nur die Aufklärung wider die Religiösität habe den Grundstein für die freie westliche Welt gelegt. Dem stehen überzeugte Christen gegenüber, die gerade im Abfall von biblischen Werten den hiesigen Siegeszug der fremden Religion begründet sehen. Die geminderte Religiösität des Westens – so auch Peter Scholl-Latour vor nicht allzulanger Zeit in einer Talkshow – sei der Grund für die mangelnde Identifikation mit dem eigenen Kulturkreis. Fast klingt es so, als müsse das Christentum den Islam um seine gesellschaftliche Allmacht beneiden. Aber das muss es nicht. Im Gegenteil. Denn tatsächlich sind beide Sichtweisen überzeichnet, und haben irrwitzigerweise denselben Denkfehler gemein.

So wäre es einerseits falsch, den Westen nur auf ein säkulares Staatsgebilde zu reduzieren, und das Christentum auf einen Widerstand dagegen. Es ist kein Zufall, dass sich die Aufklärung im Westen ereignete, so wie es umgekehrt kein Zufall ist, dass eine solche in der islamischen Welt bisher nicht stattgefunden hat. Der universelle Herrschaftsanspruch des Islam, seine Dogmen und seine politische Natur haben einen aufklärerischen Prozess unmöglich gemacht. Das Christentum hingegen ist von ganz anderer Gestalt, seine Moral ist nicht im Imperativ verfasst, sondern – von den zehn Geboten abgesehen – komplexer und abstrakter konstruiert: in Bildern und Gleichnissen, die Freiheit lassen für Interpretationen und Relationen. Damit begründet es jene Geisteshaltung, die zum Nutzen des Geistes animiert. Und es gewährte jene Freiheiten, die einen über Jahrhunderte währenden Prozess der Aufklärung überhaupt erst zugelassen haben.

Der Denkfehler liegt also darin, das Christentum in diesem Zusammenhang überhaupt mit dem Islam zu vergleichen, der bekannterweise längst nicht nur eine Religion ist. Und genau diesen Denkfehler begeht auch die Gegenseite, wenn sie meint, mehr Christlichkeit und mehr Religiösität seien die richtige Antwort auf die Bedrohung durch Muslime. Das Christentum kann aber gar nicht zu einem theologischen Konträr zum Islam werden; zumindest nicht, ohne seine grundlegenden Werte zu verraten. Darüber hinaus ist die Bedrohung eben nicht in der Religiösität der Muslime begründet, sondern in der politischen Gestalt des Islam. Dementsprechend ist weniger die mangelnde Religiösität des Westens das Problem, sondern viel mehr sein denaturiertes politisches Selbstbewusstsein.

Und hier muss eine Bewegung ansetzen, die ernsthaft an der Verteidigung westlicher Werte interessiert ist: der Westen ist nicht christlich, er ist nicht atheistisch, nicht jüdisch oder aufklärerisch. Er ist alles auf einmal. Und das ist auch gut so. Er bietet jedem Individuum die Freiheit, selber zu entscheiden, welche Sichtweisen für das eigene Weltbild maßgeblich sind. Diesen Pluralismus gilt es zu verteidigen. Diese Freiheit gilt es zu erhalten. Und dieses Gesellschaftssystem gilt es zu stärken; nicht, weil es von Natur aus schwach wäre, sondern, weil es von den Selbsthassern in unseren Reihen seit Jahrzehnten schlechtgeredet wird. Diese sind die wahren Totengräber unserer Kultur. Denn faktisch ist der Westen der muslimischen Welt seit Jahrhunderten überlegen und hat sich technologisch und wirtschaftlich in Sphären vorgearbeitet, die der Islam alleine in den nächsten 1000 Jahren nicht erreicht hätte.

Wofür es sich zu kämpfen lohnt? Für unsere Art zu leben! Für unser Recht, zu streiten. Darüber zum Beispiel, ob die Religion zu mächtig ist, oder nicht mächtig genug. Denn diese Frage stellt sich gar nicht in der islamischen Welt, weil der Islam nicht nur mächtig ist, sondern allgegenwärtig.

Wofür es sich zu kämpfen lohnt? Für unsere Freiheit! Unsere Freiheit, zu glauben, oder eben nicht. Zu reden, oder zu schweigen. Zu handeln, oder behandelt zu werden, aber all das nach Regeln, die jedem die gleichen Rechte einräumen, die gleichen Pflichten und die gleichen Freiheiten, ganz gleich, was er glaubt oder denkt, ob er redet oder schweigt, so lange er anderen damit nicht schadet.

Wofür es sich zu kämpfen lohnt? Für unsere Art, zu sein, für die in einer islamischen Weltordnung kein Platz wäre. Für Ausgelassenheit und Freude, für Verstand und Vernunft, für Kultur und Literatur, für Individualität und Vielfalt, für Wirtschaft und Wissenschaft, für Forschung und Fortschritt, für Theologie und Philosophie, für Christentum und Atheismus, frei von den barbarischen Regeln eines archaischen Gesellschaftstyps.

Dafür lohnt es sich, zu kämpfen. Und wie? An allen Fronten, wenn es sein muss. Aber vor allem: gemeinsam. Denn nur so hat eine Bewegung, die unsere Gemeinschaft verteidigen will, eine Chance. Diejenigen Christen, die den Atheismus von dieser Bewegung ausschließen wollen, schaden ihr. Und diejenigen Atheisten, die das Christentum ausschließen wollen, schaden ihr gleichwohl.

Gemeinsam jedoch ergänzen sich beide Strömungen und münden mit anderen gleichsam in ein System, das schlicht und ergreifend besser als das islamische ist. Darauf könnten die Menschen im Westen stolz sein. Doch viele sind es nicht. Und hier liegt wohl der wahre Kern des Problems. Wer nicht stolz ist auf das, was er hat, ist auch nicht bereit, dafür zu kämpfen. Die Bewegung, von der hier die Rede ist, muss also zu aller erst dafür sorgen, dass die Menschen im Westen endlich wieder stolz sind auf das Werk ihrer Ahnen. Grund dazu gibt es genug – ganz gleich, ob sie Christen oder Atheisten sind.