Ronald Reagan

(Joachim Steinhöfel zum 100. Geburtstag von Ronald Reagan) 

In der Nacht vom 5. zum 6. Februar 1989 haben sich Ingo Heinrich und drei weitere DDR-Grenzsoldaten jeweils 150 Mark verdient. Später erhielten sie dann noch das „Leistungsabzeichen der Grenztruppen“. Belohnung dafür, dass sie den Kellner Chris Gueffroy erschossen. Gueffroy hatte von einem befreundeten Grenzsoldaten gehört, der Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze sei aufgehoben. Er wagt mit seinem Freund Christian Gaudian die Flucht. Vor dem letzten Zaun streckten ihn 10 Kugeln der Grenzsoldaten nieder, die tödliche traf ins Herz. Gueffroy, das letzte Maueropfer, verstarb am 6. Februar kurz nach Mitternacht. Der Todesschütze Ingo Heinrich wurde vom Bundesgerichtshof zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seine Verfassungsbeschwerde blieb erfolglos. Eine der Schwere der Tat angemessene Bestrafung sieht anders aus.

Und am 6. Februar wurde der Mann geboren, der wohl mehr als jeder andere dazu beigetragen hat, dass die Mauer, an der Chris Gueffroy bei der Suche nach Freiheit den Tod fand, fiel. Ronald Wilson Reagan. Geboren am 6. Februar vor 100 Jahren. Seine historische Rede vor dem Brandenburger Tor („Mr. Gorbatshev, tear down this wall“) im Sommer 1987 wurde bei uns als gefährliche Provokation der Sowjets interpretiert und als Hirngespinst eines intellektuell überforderten B-Movie-Schauspielers verlacht. Etwas mehr als zwei Jahre später war die Mauer verschwunden und das “Reich des Bösen” kollabiert.

 

Reagan stand auch hier auf der richtigen Seite der Geschichte. Er erkannte die strukturelle Schwäche der UdSSR, ihre ökonomische Erschöpfung. Er wollte (wie in einer Reihe von National Security Decision Directives formuliert) die UdSSR destabilisieren, dann zu Fall bringen. Sein Vorhaben gelang. Er gewann den Kalten Krieg, ohne einen Schuss abzufeuern (Margaret Thatcher). Seine unmissverständliche, gegen die Unterdrückung durch den Kommunismus („Evil Empire“) gerichtete Sprache war eine Quelle von Zuversicht für die Opfer der sowjetischen Terrorherrschaft, die in den Lagern und Gulags Inhaftierten. Und nicht nur dort.

„When walls were all I had for a world, I learned about a man whose love of freedom gave me hope in a desolate place.” John McCain, Kriegsgefangener in Nordvietnam

Mutig, konsequent und entschlossen attackierte er die rhetorischen Konventionen des Kalten Krieges, aus denen sich der maßlos überschätzte Außenminister Genscher zu keiner Zeit zu befreien vermochte. Mehr noch. Reagan ließ seiner Rhetorik Taten folgen. Reagan besaß ein unerschütterliches Vertrauen in Amerikas Größe. Ein Vertrauen, dass der Niedergeschlagenheit der Epoche nach dem Vietnam Krieg und den depressiven Carter-Jahren standhielt. Seine Zuversicht riss Amerika mit. Seine Überzeugungen ebenso. Man sollte es sich zur Angewohnheit machen, „The Speech / A Time For Choosing“ mindestens einmal im Monat anzuhören. Reagans bahnbrechende Rede aus der Zeit, als er für Barry Goldwater Wahlkampf machte.

 

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