Bühne frei für des Irrsinns nächsten Akt: die Islamkonferenz ging heute in eine neue Runde. Dabei durfte Innenminister Friedrich auf der großen politischen Bühne jene Erfahrung am eigenen Leibe machen, die vielen deutschen Bürgern aus dem alltäglichen Umgang mit Moslems nur allzu gut vertraut ist: Sag bloß kein falsches Wort. Sonst holen sie ihre Brüder.

Nein, der Islam gehört nicht zu Deutschland. Genauso, wie das Christentum nicht zu Saudi-Arabien gehört. Das zweite darf man sagen, das erste nicht. Vor allem nicht auf einer Islamkonferenz. Welch Witz! Denn würde der Islam zu Deutschland gehören, bräuchte es schließlich die besagte Konferenz nicht.

Aber der Reihe nach. Innenminister Friedrich lud heute zur Neuauflage der Islamkonferenz und wiederholte dabei, was er schon zu Amtsantritt gesagt hatte. Nämlich, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, die Moslems hingegen, so Friedrich entgegenkommend, gehörten sehr wohl dazu. Das jedoch reichte den Anwesenden nicht, im Gegenteil. Friedrich allerdings setzte noch einen drauf indem er sich für eine Sicherheitspartnerschaft mit den Islamverbänden aussprach mit dem Ziel, Extremismus und Islamismus entgegen zu wirken.

Zugegeben, der Mann hat Mut. Und vor allem scheint er seinen Job ernst zu nehmen; er ist schließlich Innenminister, und als solcher vornehmlich für Sicherheit zuständig. Was jedoch nun folgte, kann niemanden verwundern, dessen Erfahrungen mit dem Islam und seinen Angehörigen über einen sporadischen Dönerkauf hinaus gehen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme bliesen neun der zehn anwesenden Verbände umgehend zum Frontalangriff gegen den Innenminister. Dieser solle die „langjährigen Bemühungen um einen Dialog sowie die bisherigen Errungenschaften“ nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Ferner heißt es in dem Text: „Die geplante Ausgestaltung und Durchführung dieser Sicherheitsmaßnahme steht unserer Meinung nach im Widerspruch zum Ideal einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft.“ Das führt zwangsläufig zu der Frage, was für ein „Ideal einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft“ den Herrschaften vorschwebt – und in welchem islamischen Staat dieser Erde es derartiges zu bewundern gibt.

Nicht weniger absurd hatte sich zuvor der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, geäußert, der das Treffen – wohlgemerkt, mit dem Innenminister! – als „verkappte Sicherheitskonferenz“ bezeichnete und hinzufügte: „Wir führen Phantomdebatten. Ich weiß nicht, wie die Islamkonferenz weiterkommen will. Wir treten seit Jahren auf der Stelle“. Im Grunde ist das noch positiv formuliert, denn eigentlich wird es – Konferenzen hin oder her – seit Jahren eher schlimmer, wie die Debatte um die Phantomburka, die Phantombomber im Sauerland, die Phantomstatistiken zu Verbrechen und Kriminalität, die Phantomhassprediger in Phantommoscheen oder das Phantomattentat am Phantomer Flughafen im Grunde längst bewiesen haben. Von daher klingt Mayzeks Aussage, die Phantomkonferenz stünde kurz vorm Scheitern, irgendwie geradezu ermutigend.

Nebst Mayzek meldete sich im weiteren Verlauf der öffentlichen Empörungsmaschinerie so ziemlich alles zu Wort, was integrationspolitisch keine Ahnung hat, aber umso mehr eigene Interessen: Die aus Bosnien stammende Islamwissenschaftlerin Armina Omerika sagte, wenn die Muslime zu Deutschland gehörten, gehöre auch der Islam zu Deutschland. Das sei nicht zu trennen. Der Generalsekretär der Ditib, Ihsan Ünlü sagte, Friedrichs Aussagen seien „nicht sehr förderlich für die Konferenz“. Der Soziologe Turgut Yüksel forderte Friedrich auf, die bisherigen Fortschritte in der Integration nicht aufs Spiel zu setzen. Der Islamwissenschaftler Abdelmalik Hibaoui, ebenfalls Konferenz-Mitglied, sagte, Friedrich müsse „die Zweifel aus der Welt“ schaffen, denn die meisten Moslems seien „mit seinen Äußerung nicht einverstanden“. So weit ist es also schon: der Innenminister der Bundesrepublik Deutschland hat gefälligst darauf zu achten, dass die Moslems mit seinen Äußerungen einverstanden sind.

Wer an dieser Stelle jedoch meint, unsinniger könne es nicht mehr werden, hat seine Rechnung ohne die Politik gemacht. So war Grünen Vor-Schimpferin Renate Künast – wohl in Vertretung von Claudia Roth – empört. „Diese Konferenz des Bundesinnenministers sei eine Frechheit, sagte sie, und fügte hinzu: „Mit dem neuen Innenminister Friedrich ist die Islamkonferenz als Beitrag zur Integration an ihr Ende gekommen.“ Meinte dasselbe nicht auch schon Aiman Mayzek? Die guten Zeichen mehren sich!

Auch der 'Danke Thilo Man' zeigte wieder Präsenz

Der integrationspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Memet Kilic, sagte zudem, Friedrich versuche, die moslemischen Verbände „als Hilfssheriffs zu verhaften“ und bliebe den Moslems eine zielgerichtete Debatte über die gemeinsame Integrationspolitik schuldig. Wie sehr sich die Parteien mittlerweile gleichen, stellte derweil der integrationspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Serkan Tören, unter Beweis, der mit seiner Stellungnahme gar den Höhepunkt des Irrsinns in der heutigen Integrationskomödie lieferte: „Den Islam mit Islamismus in Verbindung zu bringen ist genauso falsch, wie vorhandene Probleme nicht anzugehen“. Darüber hinaus forderte er Friedrich auf, die Zuständigkeit für die Islamkonferenz abzugeben, wenn er „weiterhin Realitätsverweigerung“ betreibe.

 Angesichts derartiger Töne kann es nicht verwundern, dass die FDP bei den jüngsten Wahlen mit massiven Einbrüchen zu kämpfen hatte. Die Behauptung, es sei falsch, den Islamismus mit dem Islam in Verbindung zu bringen, ist von derart banaler Einfältigkeit, dass selbst in Reihen der Grünen der ein oder andere neidisch werden dürfte. Friedrich hingegen blieb standhaft und stellte auf der anschließenden Pressekonferenz klar, dass er seine Äußerungen über Muslime in Deutschland nicht zurücknehmen werde. „Ich habe nichts gesagt, was falsch ist, darum habe ich auch nichts zurückgenommen.“

Damit beweist der Innenminister eine in seinem Metier äußert selten gewordene Gabe: Standhaftigkeit, gepaart mit Verantwortungsbewusstsein und Rückgrat. Am heutigen Tage haben die Islamvertreter medienwirksam vorgeführt, was viele Deutsche, vor allem jüngere, aus eigener Erfahrung mit Moslems nur allzu gut kennen: sag bloß nichts, was ihnen nicht passt, sonst holen sie ihre Brüder. Dieser Irrsinn, das steht außer Frage, gehört längst zu Deutschland. Leider deutet nichts darauf hin, dass er sich in naher Zukunft abzuschaffen gedenkt.