
(Von Verena B., PI-Gruppe Bonn)
Damals wurden Opfer und Täter zum ersten Mal einander gegenübergestellt mit dem Ziel, das Bewusstsein der jugendlichen Straftäter darauf zu lenken, welchen Schaden und welches Leid sie den Opfern durch ihre Taten zugefügt haben. Besonders tragisch war der Fall des Optikers Michael Eberts, in dessen Geschäft vier Mal eingebrochen wurde und der fast vor dem wirtschaftlichen Ruin stand, der sich seinerzeit auf Rückfrage aber sogar bereit erklärte, dem Täter Ahmed noch die Chance zu geben, eine Lehre bei ihm zu beginnen. Soviel zur angeblichen Fremdenfeindlichkeit der Deutschen.
Da waren sie also wieder zu sehen: Ahmed (19) mit dem traurigen Dackelblick, der mit elf Jahren zur Vollweise wurde und seitdem von Sozialhilfe lebt. Kein Lebenskonzept, keine wahrnehmbare Akzeptanz, keine Vorbilder. „Die Sonne scheint auf der anderen Straßenseite“ – dort, wo die wohlhabenden Alt-Godesberger Bürger mit ihren Sprösslingen wohnen, die sich alles leisten können. Und Ahmed lebt in der anderen Welt (im Islamistenviertel Bonn-Lannesdorf) und hat nix. Das schürt Hass und Neid und lässt kriminelle Energie wachsen.
Einsichtig ist Ahmed nach der damaligen Gegenüberstellung mit seinem Opfer inzwischen aber schon geworden: Er versteht, dass es so nicht weitergehen kann und seine Mutter nicht stolz auf ihn wäre. Er geht jetzt regelmäßig zur Schule und zeigt dort sehr gute Leistungen, hat eine liebevolle deutsche Freundin gefunden, die zu ihm hält und seinem Leben Strukturen gibt, aber nunmehr steht seine Verurteilung an und eine Gefängnisstrafe droht, denn Ahmed hat die ihm bisher angebotenen Chancen nicht genutzt. Die Aussicht, dass er nun wahrscheinlich in den Knast muss, macht ihn äußerst depressiv, und so muss er sich in ärztliche Behandlung begeben.
Zum Anwalt muss er auch, denn dieser soll ausloten, ob er nicht doch noch eine allerletzte Chance bekommen kann. Das klappt leider nicht. Ahmed ist traurig und findet es gemein, dass er nun eine Strafe bekommt, obwohl er doch inzwischen ein guter Junge geworden ist. Sehr richtig bemerkt er aber auch, dass es bei einer sofortigen Bestrafung nach den ersten Delikten nicht so weit mit ihm gekommen wäre. Strafe muss auf dem Fuß folgen, und damit bestätigt er ausdrücklich das „Neuköllner Modell“ der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig, deren eindringliche Warnungen lange Zeit ignoriert und als diskriminierend verurteilt wurden, was in vielen türkisch-arabischen Milieus zu wahren Hassaufrufen führte und mit ihrem Tod ein tragisches Ende fand.
Nicht unerwähnt bleiben sollte die Tatsache, dass Ahmed einige Jahre die nicht unter deutscher Schulaufsicht stehende König-Fahd-Akademie im Stadtteil Lannesdorf besucht hat, in der im Herbst 2003 zum „Heiligen Krieg“ gegen Ungläubige und Juden aufgerufen wurde. Name und Hintergrund dieser fundamentalistisch ausgerichteten Schule mit angrenzender Moschee wurden im EXTRA-Spezial aber wohlweislich nicht genannt. Ein Schelm, der nunmehr Böses denkt…
Ahmed hat eingesehen, dass er nun doch ins Gefängnis muss, nachdem sein Anwalt nichts mehr für ihn tun konnte, aber gerecht findet er es nicht. Doch er ist guten Mutes, dass seine Freundin auf ihn warten und dann alles gut werden wird. Finanzielle Sorgen muss er sich ja so oder so nicht machen. „Deutschland ist gut, in meiner Heimat wäre ich schneller bestraft worden.“
Mehdi (26) – 1000 Straftaten, verbüßte sechs Jahre Jugendstrafe – ist da ein ganz anderes Kaliber. Zögerlich zeigt er etwas Reue und versichert, dass er sich schon etwas gebessert habe. Er hat jetzt Hartz IV und einen Ein-Euro-Job in einem Altenheim und meint, dass arbeiten besser als chillen ist. Wirklich? Sein Arbeitgeber sieht das etwas anders: Mehdi lässt sich ständig krankschreiben, am Morgen ruft er an und jammert, dass er Fieber habe und nicht zur Arbeit kommen könne. Später stellt sich dann heraus, dass der Arzt ihn wegen einer ganz anderen Malaise krankgeschrieben hat. Außerdem kann er einen Hammer nicht von einem anderen Werkzeug unterscheiden, also kurz und gut, zum Arbeiten sei er unbrauchbar. Höchst erstaunlich für den Vorgesetzten ist auch die Tatsache, dass Mehdi, wenn er denn mal zur Arbeit erscheint, immer mit dem Taxi kommt und auch wieder heimfährt. Woher er wohl das Geld für teure Taxifahrten hat? Aber natürlich will Mehdi einen besser bezahlten Job und scheint mit seinem neuen Leben nicht so ganz zufrieden. In der Erstsendung gab Mehdi seinen Beruf mit „Einbrecher“ an. Da verdient man eben mehr als mit arbeiten. Und so glaubt man jetzt nicht wirklich, dass Mehdi nicht doch wieder in seinen alten „Beruf“ zurückkehren wird…
Der Computerladen-Besitzer Wasim O. mit syrischen Wurzeln und gleichfalls Einbruchsopfer hatte den beiden Jungen vor einem Jahr klar gemacht, dass man es auch als muslimischer Migrant zu etwas bringen kann, und dass darüber hinaus Allah gar nicht erfreut über böse Jungen wie Ahmed und Mehdi sei. Das saß, und wie!
Angesichts der hochexplosiven Konflikte aufgrund einer steigenden Gewaltbereitschaft bei Einbrüchen und bewaffneten Überfällen meist muslimisch geprägter Jugendlicher haben die Bad Godesberger Geschäftsleute im vergangenen Jahr einen privaten Sicherheitsdienst bestellt, der nachts Patrouille durch die Innenstadt geht – ohne nennenswerte Erfolge. Übereinstimmend sagen Geschäftsleute und Bürger: „Es hat sich nichts geändert. Es wird eher schlimmer. Nachts gehen wir nicht mehr in die Innenstadt.“ Und was sagt die Bonner Polizei zur katastrophalen Situation der inneren Sicherheit? Dieter Weigel setzt auf das Prinzip Hoffnung, wenn im kommenden Jahr eine neue Garde junger Polizisten ihre Ausbildung abgeschlossen hat und dann die Bad Godesberger Polizei verstärken könnte. Die Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann hat zu diesem Thema übrigens nichts zu sagen: Sie lehnte ein Gespräch ab!
Was ist zu tun? Es gibt in Bad Godesberg zwar sieben Spielotheken, die höchst gerne überfallen werden, aber kein Jugendzentrum, wo sich Problemkinder und Jugendliche treffen könnten. Das wollen die ansässigen Geschäftsleute auch nicht, weil diese dann massiv zuströmenden Jugendlichen „die Kunden verängstigen und vertreiben“ würden.
In einem Interview bringt es EXTRA-Moderatorin Birgit Schrowange auf die Frage: „Wo sehen Sie die Ursachen der wachsenden Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund?“ auf den Punkt: „Die Gründe sind meiner Erfahrung nach sehr vielfältig. Da ist einmal das familiäre Umfeld, das oft schon durch Gewalt, körperliche Züchtigungen oder sogar Misshandlungen geprägt ist. Die Heranwachsenden sehen das dann oftmals als einziges Mittel, sich durchzusetzen oder Gehör zu verschaffen. Damit einher gehen häufig ein anderes Rechtsbewusstsein, eine andere Vorstellung von Männlichkeit und auch fehlende Anerkennung – sowohl in der Familie als auch im sozialen Umfeld.“
Was soll man also noch tun? Die Bonner Integrationsindustrie boomt. Über 50 Organisationen beschäftigen sich teils ehrenamtlich, teils durch sehr hohe Zuschüsse von der Stadt Bonn subventioniert, mit der Integration mehr oder minder bereitwilliger Migranten aus den arabischen Ländern und der Türkei – auch das offenbar mit wenig Erfolg.
Jan Rasmus zur Brisanz des Themas „gescheiterte Integration in Deutschland“: „Ich denke, das ist eines der großen Gesellschaftsthemen der nächsten Jahre. Denn mit der Zahl der nicht integrierten und gewaltbereiten Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigt auch die Zahl der Menschen, die sich von ihnen bedroht fühlen. Das kann man gut in Bad Godesberg beobachten, wo die Integration gescheitert ist und Kriminalität und Gewalt an der Tagesordnung sind.“
Aber nicht nur die bösen Jungs, auch die Alt-Godesberger bekommen ihr Fett weg: „Leider gibt es viele Menschen, die hören sowieso nur das, was sie hören wollen. Die erreicht keine andere Botschaft. Aber deswegen können wir doch nicht den Mantel des Schweigens über dem Thema ausbreiten, so wie es viele Bad Godesberger tun. Manche schweigen aus Angst vor Repressalien, andere haben wirtschaftliche Interessen im Auge, wiederum andere Sorge, in die ‚rechte Ecke’ gestellt zu werden. Aber alle gemeinsam haben ein Problem. Und wir verstehen uns als das Sprachrohr für diese Menschen und ihre Sorgen. Wir trauen uns, Wahrheiten auszusprechen – auch wenn sie unbequem sind.“ Sie sagen es, Herr Rasmus, vielen Dank! Und Ahmed hat es jetzt auch kapiert: „Das Spiel ist aus, aber das Leben geht weiter.“ Wie es weitergeht, wird die Zukunft zeigen.
(Foto oben: Ahmed, l., und Mehdi vor einem Jahr vor der RTL-Kamera)