Am Sonntag hat Phoenix die „Tacheles“-Talkrunde mit dem Thema „Islam in Deutschland – Friedensreligion oder Kultur der Gewalt?“ wiederholt. Die Erstausstrahlung war bereits am 17. Oktober, ging aber in der Flut der Talksendungen, die sich zu dem Zeitpunkt mit dem Islam beschäftigten, etwas unter. Sie ist es jedoch wert, jetzt noch einmal genauer betrachtet zu werden. 

Die Zusammensetzung der Runde garantierte spannende Diskussionen. So beschreibt die „Tacheles“-Redaktion im Vorfeld die Positionen der Teilnehmer:

Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, macht eine religiös begründete Macho-Kultur für die Gewaltbereitschaft vieler junger Muslime verantwortlich. Eine verhängnisvolle Rolle spielten dabei Imame als „Gastarbeiter des Islam“.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek sagt: Wer ein gläubiger Muslim sei, lehne Gewalt gerade ab. Für Jugendgewalt sind aus seiner Sicht der soziale Hintergrund und Ausgrenzungserfahrungen ausschlaggebend. Er kritisiert an der KFN-Studie, dass einseitig ein Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt hergestellt werde.

Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags, sagt: Nicht Religionen selbst übten Gewalt aus, aber sie lieferten Motive für Gewalt – und das sei eher im Islam als im Christentum der Fall. In seiner Kolumne für Tacheles online schreibt Bosbach: „Jetzt ist die Zeit für eine offene und kritische Diskussion über Integration.“

EKD-Ratsvorsitzender Präses Nikolaus Schneider: „Wenn wir über Jugendgewalt sprechen, müssen wir die Gründe genau betrachten. Dass gerade junge Muslime zur Gewaltbereitschaft neigen, wie die Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen gezeigt hat, hängt vor allem mit der Lebenssituation und Perspektivlosigkeit dieser jungen Menschen zusammen. Wenn sie keine Chance bekommen, wenn sie sozial benachteiligt werden, wenn sie frustriert sind, wenn sie frustriert sind und sich dann auf Gewalt rechtfertigende aussagen ihrer Religion beziehen, kann das in Gewalt enden.“

Die Zutaten für eine heiße Runde in Hannovers Marktkirche waren angerichtet. Und so konnte man interessanterweise beobachten, wie selbst der sonst so zurückhaltende Christian Pfeiffer bei der absurd starren und faktenresistenten Haltung von Mazyek ungeduldig wurde. Bosbach bezog klar Stellung und brachte Mazyek gehörig ins Schwitzen, wohingegen der EKD-Ratsvorsitzende Schneider noch zu relativieren versuchte, sich aber damit zusehends auf verlorenem Posten sah. Die Zeiten der „Islam ist Frieden“–Vertuscherei dürften wohl endgültig vorbei sein.

Hier die Aufzeichnung der Sendung:

(Text: Michael Stürzenberger / Videobearbeitung: TheAnti2006)